Communardo Software GmbH, Kleiststraße 10 a, D-01129 Dresden

Communardo Trendforum Stuttgart 2011: Vorab-Interview mit Referent Prof. Dr. Joachim Niemeier

Communardo Trendforum Stuttgart 2011

Interview zum Communardo Trendforum Am 8. Februar 2011 fin­det das Communardo Trendforum erst­mals in Stuttgart unter dem Motto "Prozess®evolution im Enterprise 2.0" statt. Das Trendforum ist die Diskussions- und Austauschplattform für Führungskräfte sowie ver­ant­wort­li­che Entscheider aus den Bereichen, Intranet, Unternehmenskommunikation, Organisationsentwicklung und Wissensmanagement zu aktu­el­len, wich­ti­gen Themen rund um die Optimierung von Kommunikationsprozessen und Team Collaboration in Unternehmen. Im Vorfeld haben wir mit den Referenten Kurzinterviews durch­ge­führt. Hier das Gespräch mit Prof. Dr. Joachim Niemeier, Executive Consultant der cen­tres­tage GmbH zum Thema “Best Practices im Enterprise 2.0“.

Michael Grüning:
Herr Niemeier, Sie beschäf­ti­gen sich sowohl aus wis­sen­schaft­li­cher als auch aus unter­neh­me­ri­scher Sicht mit Enterprise 2.0 Lösungen. Wie wich­tig ist aus Ihrer Sicht die Umsetzung von Enterprise 2.0 für Unternehmen?

Joachim Niemeier:
Prof. Joachim NiemeierEnterprise 2.0 ist ein Thema, das bis­lang vor­ran­gig in der betrieb­li­chen Praxis dis­ku­tiert wird. Enterprise 2.0 wurde zunächst von den Beratern und von Technologieanbieteren zur Diskussion gestellt, in der Zwischenzeit kann es sich aber wahr­schein­lich kaum ein Unternehmen mehr leis­ten, sich nicht damit zu beschäf­ti­gen. In vie­len Unternehmen wird damit expe­ri­men­tiert und in ande­ren hat es schon eine breite Akzeptanz gefun­den. Aber noch längst nicht sieht jede Führungskraft ein, dass Enterprise 2.0 ent­schei­dend für den Unternehmenserfolg ist. Daher geht es jetzt darum, den Nutzen nach­zu­wei­sen und auf­zu­zei­gen, wel­che ech­ten Probleme man mit Enterprise 2.0 lösen kann.

Spannend finde ich, dass es zuneh­mend Forscherkollegen sowohl in der Informatik als auch in der Betriebswirtschaftslehre gibt, die sich mit Enterprise 2.0 in den ver­schie­de­nen Facetten beschäf­ti­gen. Diese Forschungsergebnisse lie­fern zuneh­mend eine fun­dierte Basis für die Unternehmen, den Weg zur Einführung von Enterprise 2.0 bes­ser zu gestalten.

Michael Grüning:
Das Communardo Trendforum in Stuttgart steht im Jahr 2011 unter dem Motto „Prozess®evolution im Enterprise 2.0“. Welche Trends und Prozessveränderungen erle­ben Sie augen­blick­lich in Zusammenhang mit dem Motto der Veranstaltung, die Sie den Teilnehmern ver­mit­teln möchten?

Joachim Niemeier:
Bislang stand beim IT-Einsatz in den Unternehmen vor allem die Automation von Transaktionen und die Optimierung von Geschäftsprozessen im Mittelpunkt. Bei Enterprise 2.0 geht es nun vor allem um Kollaboration und Partizipation. Ziel einer erfolg­rei­chen Einführung muss es daher sein, neben einer effek­ti­ven und effi­zi­en­ten Gestaltung der Kollaboration in Teams und Arbeitsgruppen auch bis­her nicht vor­han­dene Verbindungen sowohl im Unternehmen als auch mit Kunden und Partnern zu ermög­li­chen, um im Sinne der geschäft­li­chen Zielsetzung bis­lang unwahr­schein­li­che Kommunikation wahr­schein­lich zu machen und die Mitwirkungs- und Partizipationschancen zu erhöhen.

Michael Grüning:
Hat sich aus Ihrer Sicht die Bedeutung von Enterprise 2.0 in den letz­ten Jahren ver­än­dert und wel­che Rolle wird Enterprise 2.0 in den kom­men­den 3-5 Jahren spielen?

Joachim Niemeier:
Ja, da kann man schon Veränderungen fest­stel­len. Vor 3 Jahren stan­den in der Diskussion über Enterprise 2.0 vor allem tech­ni­sche Themen im Vordergrund. Sind Open Source Angebote als tech­no­lo­gi­sche Basis für Enterprise 2.0 geeig­net? Kann man einem nor­ma­len Nutzer eine Wiki-Syntax zumu­ten? Wie sollte ein Tagging-Framework für Enterprise 2.0 aussehen?

In der nächs­ten Phase waren dann vor allem Visionen zur Nutzung von Enterprise 2.0 in den Unternehmen gefragt. Neue Kollaborations- und Arbeitsformen, vor allem aber auch Führungsphilosophien stan­den im Zentrum der Diskussion. Und heute geht es vor allem um Best Practices und den Nutzennachweis.

Wenn ich wie gewünscht mal einen Blick in die Zukunft wer­fen darf, dann sehe ich dort Themen wie Change Management im Kontext von Enterprise 2.0, neue Qualifikationsanforderungen zur prak­ti­schen Nutzung der neuen Arbeitsformen und die Einbindung von Enterprise 2.0 in eine län­ger­fris­tige Organisationsentwicklung.

Michael Grüning:
Mit wel­chen per­sön­li­chen Erwartungen neh­men Sie am Trendforum in Stuttgart teil?

Joachim Niemeier:
Meine Erwartungen soll­ten hier gar nicht im Vordergrund ste­hen (lacht). Ich bin zufrie­den, wenn es gelingt, mit den Teilnehmern über span­nende Trends im Enterprise 2.0 zu dis­ku­tie­ren und dar­über hin­aus Meinungen und Erfahrungen auszutauschen.

18. Januar 2011

[…] rein in die ursprüng­li­chen Nachricht bei Human Network Competence […]

Spannend. Danke für das Digitalisieren des Interviews.

Hallo Herr Stocker - vie­len Dank für die Kommentierung. Welche Erkenntnis hal­ten Sie für die spannendste?

Als Forscher im E20 gefällt mir die Aussage von Herr Niemeier "… Diese Forschungsergebnisse lie­fern zuneh­mend eine fun­dierte Basis für die Unternehmen, den Weg zur Einführung von Enterprise 2.0 bes­ser zu gestal­ten.." sehr gut. So ent­steht aus der Forschung ein Nutzen für die Praxis - und so soll es ja sein.

blank Martina Göhring

Der Titel gefällt mir gut. Es geht mög­li­cher­weise tat­säch­lich in Richtung Prozess-Revolution. Bislang ver­ste­hen Unternehmen Prozesse doch meist als etwas, das man auto­ma­ti­sie­ren kann, vor­de­fi­nie­ren kann, für das man exakte Ablaufdiagramme 🙂 malen kann und das Schritt für Schritt sys­te­ma­tisch Mehrwert schafft.

Aber wer arbei­tet denn noch so? Die rea­len Prozesse sehen doch ganz anders aus: die sind ad-hoc, unvor­her­ge­se­hen, wenig (durch)planbar, infor­mell, zeit­kri­tisch, manch­mal chao­tisch, mit Unterbrechungen, Rückkopplungen, Echtzeitentscheidungen etc. Wenn man sich dabei nicht kaputt machen will und diese Anforderungen, von denen ich glaube, dass sie wei­ter zuneh­men wer­den, gut hin­be­kom­men möchte, dann wird man zwangs­läu­fig zukünf­tig völ­lig anders arbei­ten müs­sen. Wie sehen dann wohl die Prozesse aus?

blank Michael Grüning

Vielen Dank für den hoch­in­ter­es­san­ten Kommentar. Wenn ich Ihre Gedanken und vor allem die Fragestellung nach dem zukünf­ti­gen Erscheinungsbild der Prozesse ein­mal auf­grei­fen und wei­ter­den­ken darf, ver­folge ich die Auffassung, dass zwei Dinge unver­än­dert blei­ben: Zum einen benö­ti­gen Prozesse nach wie vor klare Verantwortlichkeiten, zum ande­ren wer­den die Kernprozesse eines Unternehmens (Produktion, Marketing, Vertrieb, Support, …) hin­sicht­lich Ihres Outputs bzw. Beitrags zum Unternehmenserfolg wei­ter Bestand haben. Der Weg jedoch, wie der Prozessverantwortliche zum ent­spre­chen­den Output gelangt, hat sich - wie Sie es bereits zum Ausdruck gebracht haben - bereits ver­än­dert und wird es in unmit­tel­ba­rer Zukunft noch wei­ter tun und sich damit nicht mehr in Ablaufdiagramme "pres­sen" lassen.
Zur Klärung von unvor­her­ge­se­he­nen Themen, auf die ein Unternehmen reagie­ren muss, kann man bereits heute keine lang­wie­ri­gen Projekte mehr auf­set­zen oder auf die schnelle Klärung über die Linienorganisation set­zen, son­dern muss in ange­mes­se­ner Zeit die rich­ti­gen Experten orga­ni­sa­ti­ons­über­grei­fend ein­bin­den kön­nen, um die für das Unternehmen best­mög­li­che Entscheidung tref­fen zu kön­nen. In den kom­men­den Jahren, die Ilja Hauß und Prof. Niemeier in Ihren Interviews eben­falls als die Zeit der "Umsetzung von Enterprise 2.0" ange­se­hen haben, wird es des­halb Aufgabe der Unternehmen sein, für diese not­wen­di­gen Veränderungen die not­wen­di­gen orga­ni­sa­to­ri­schen und damit auch tech­no­lo­gi­schen Voraussetzungen zu schaf­fen, um ad-hoc, wenig plan­bare, chao­ti­sche und vor allem zeit­kri­ti­sche Entscheidung trotz­dem auf Basis fun­dier­ter Informationen und fun­dier­tem Wissens zu tref­fen. Unternehmen, die die­sen Weg mit­ge­hen, wer­den aus mei­ner Sicht in Zukunft die bes­se­ren Entscheidungen tref­fen kön­nen, weil sie das Wissen aller Mitarbeiter in mehr oder weni­ger Echtzeit in ihre Prozesse und damit in Ihre Entscheidungen ein­be­zie­hen können.

Hallo Herr Grüning,
danke für den aus­führ­li­chen Kommentar, bei dem mir die Passage "wird es des­halb Aufgabe der Unternehmen sein, für diese not­wen­di­gen Veränderungen die not­wen­di­gen orga­ni­sa­to­ri­schen und damit auch tech­no­lo­gi­schen Voraussetzungen zu schaf­fen,…" auf­fiel. Dies sehe ich auch so, dass möchte ich um einen m. E. wich­ti­gen Aspekt ergän­zen: das Verändern des Arbeitsverhaltens, das Einlassen auf neue Möglichkeiten und Formen, kurz so ein" klein wenig viel Verhaltensänderung" bei jeder und jedem in einem Unternehmen ist ebenso wich­tig. Organisatorische und tech­ni­sche Veränderungen möchte ich ein­mal mit einer neuen Tapete, einem neuen Anstrich im Raum ver­glei­che, ob aber das Mauerwerk sta­bil und trag­bar ist, bedarf nicht nur eines neuen Anstrichs. Ich freue mich auf den Abend:-)

blank Michael Grüning

Hallo Frau Trude, klasse - vie­len Dank für die wert­volle Ergänzung. Dem kann ich mich nur anschlie­ßen, denn die Bereitschaft bei den Menschen, die Veränderungen mit­zu­tra­gen, kön­nen wir nicht durch Technologie errei­chen, son­dern nur unter­stüt­zen. Interessant finde ich den Vergleich mit dem Mauerwerk: Da sich eine Mauer für gewöhn­lich nicht mehr ver­än­dern, son­dern nur neu auf­bauen oder abrei­ßen lässt - aber durch­aus auch gestützt wer­den kann - passt es prima zum Thema "Prozess®evolution im Enterprise 2.0": Evolution oder eben doch Revolution. Vor die­sem Hintergrund freue ich mich sehr auf wei­tere span­nende Diskussionen am kom­men­den Dienstag Abend.

Comments are closed.

Pin It on Pinterest