Es ist endlich soweit und die Preview-Version für SharePoint 2019 steht zum Herunterladen bereit. In der Techcommunity verkündete Bill Baer, langjähriger SharePoint Master in der Produktgruppe, diese Neuigkeit. Sein Beitrag zeigt mit vielen Screenshots, welche Änderungen auf uns zukommen. Auch ein Blick in den Reviewer's Guide lohnt sich, um einen Überblick zu bekommen.
Was bedeutet die neue SharePoint-Version aber für Entwickler?
Für on-premises-Erfahrene gibt es einige neue Werkzeuge, die nun zur Verfügung stehen. Bekannte Werkzeuge werden abgelöst. Und für SharePoint Online-Entwickler ist es wichtig zu wissen, welche Einschränkungen es im Vergleich zur Cloud gibt.
Dieser Beitrag gibt einen kurzen Überblick, was mit SharePoint 2019 entwicklungsseitig auf uns zu kommt.
Moderne Entwicklung mit dem SharePoint Framework
Die größte Bereicherung in der SharePoint-Entwicklung ist das SharePoint Framework (SPFx). Dieses ersetzt auf einen Schlag klassische Webparts, Add-in-Parts und die endlosen JavaScript- und CSS-Frickeleien, mit denen die SharePoint-Oberfläche üblicherweise angepasst wird. Das Framework bringt alles mit, um moderne, client-seitige, responsive und mehrsprachige Webparts zu bauen.
Das SharePoint Framework ist on-prem bereits seit SharePoint 2016 verfügbar, sofern das Feature Pack 2 installiert ist. In meiner Praxis ist die Kombination SP 2016 + Feature Pack 2 + SharePoint Framework bisher aber nur vereinzelt anzutreffen.
Es ist schön, dass mit SharePoint 2019 das Framework von Anfang an zur Verfügung steht. Wer es noch nicht ausprobiert hat, der hat mit Hilfe eines der zahlreichen YouTube-Tutorials in Nullkommanichts seinen ersten Webpart gebaut.
In SharePoint Online ist das SharePoint Framework schon seit knapp zwei Jahren dabei und inzwischen bei Version 1.5.1 angekommen.
Moderne SharePoint-Oberfläche
Die sogenannte Modern Experience ist tatsächlich eine Neuerung im Vergleich zu SharePoint 2016. Darunter zählen: Modern Sites, Modern Pages und Modern List and Libraries.
Hier ein Beispiel für eine Modern Page:
Aus Entwicklungssicht bringt die Modern Experience einige Neuerungen und Herausforderungen mit sich:
- "klassische" Anpassungsmethoden funktionieren nicht mehr - keine Master Pages, keine Page Layouts, kein JSLink, kein Script Editor Webpart etc.
- eine Übersicht der unterstützten und abgekündigten Anpassungsmöglichkeiten findet sich hier
- clientseitige Webparts laufen nicht mehr in einem IFrame (wie bei Add-ins), sondern direkt als Teil der Seite
- Webparts sind Teil einer von Haus aus responsiven Seite und dürfen/sollen sich ebenso responsiv verhalten
Damit zieht SharePoint-Server an vielen Stellen mit der SharePoint Online-Welt gleich, denn dort ist die Modern Experience schon länger verfügbar.
SharePoint Framework Extensions
Mit SPFx Extensions ist es nun auch on-prem möglich, Site-weite Anpassungen mit dem SharePoint Framework vorzunehmen. Dazu gehören:
- Anzeige eines eigenen Headers und Footers (Application Customizer)
- Anpassung der Darstellung von Listenfeldern (Field Customizer)
- Erweiterung von Menüs der Modern UI um eigene Einträge (Command Set)
Die Extensions ersetzen vor allem die bisher verwendeten Technologien JSLink und Custom Actions. Wenn man genau hinschaut, dann kommen letztere zwar unter der Haube immer noch zum Einsatz. Die Technologie wird allerdings weggekapselt und geht im Framework auf.
Für die Migration von bisherigen on-prem-Technologien auf SPFx Extensions gibt es Anleitungen, bspw. für den Ersatz von JSLink.
Auch die SharePoint Framework Extensions sind SharePoint Online-Entwicklern nicht neu und eine willkommene Erweiterung der on-prem-Welt.
Einschränkungen für SharePoint Online-Erfahrene
Werfen wir durch die Cloud-Brille einen Blick auf die Features, die es nicht aus der Cloud-Welt in den SharePoint 2019 geschafft haben.
Es gibt on-prem…
- keine Site Designs und Site Scripts
- keine Hub sites
- keinen Site Collection App Catalog
- keine Tenant-Properties
Diese Informationen betreffen die aktuelle Preview-Version des SharePoint 2019 und können sich noch ändern. Einen immer aktuellen Überblick bietet dazu diese Seite: SharePoint 2019 development platform. Dort gibt es auch Informationen zur unterstützten SPFx-Version, was aktuell Release 1.4.1 ist.
Fazit
Der SharePoint 2019 verkürzt mit der Einführung der Modern Experiences den Abstand zur Cloud ein gutes Stück. Mit dem SharePoint Framework entwickelte Webparts und Extensions sind first-class citizens in der Modern UI - jetzt auch on-premises. Bei der nächsten Migration müssen diese Lösungen nicht neu entwickelt werden, sondern sollten ohne große Anpassungen in der Cloud funktionieren.
Lasst also die Migrationen auf SharePoint 2019 beginnen. Und anschließend die SharePoint Framework-Entwicklung.