Seit dieser Woche ist Facebook Workplace als internes soziales Netzwerk und Collaboration Plattform für Unternehmen und deren Mitarbeiter offiziell verfügbar.
Wohl jeder Mensch kennt mittlerweile Facebook, viele sind registriert und eine überwältigend große Anzahl von Nutzern bewegen sich auch tagtäglich auf dieser Plattform. Die Mechaniken und Möglichkeiten, die Facebook bietet, sind bekannt und soweit verinnerlicht, dass das „Liken“ mittlerweile ebenso ein Synonym geworden ist, wie „Tempo“ für Zellstofftaschentücher oder „Nutella“ für schokoladenhaltigen Brotaufstrich. Facebook kann durchaus als Pionier des Vernetzens von Informationen und Menschen genannt werden und damit jahrelang Erfahrung gesammelt. Das Abonnieren von Nutzern und Inhalten, das Teilen, Liken, Kommentieren und Bewerten von Inhalten ist den Nutzern ebenso in Fleisch und Blut übergegangen wie das Hochladen von Bilder, das Anlegen und Pflegen von Freundeslisten, das Agieren in Gruppen oder auch das Vertaggen von Accounts und das Pflegen des eigenen Profils. Der Newsfeed, respektive die Timeline, ist für viele Menschen zum wichtigen Informationsmedium geworden, wohingegen der Edge Rank als Bewertungsalgorithmus nicht immer auf Gegenliebe stößt.
Viele dieser Mechaniken wurden und werden von modernen Social Intranet Plattformen wie Microsoft SharePoint oder Atlassian Confluence ebenfalls eingesetzt und haben sich im digitalen Alltag von Unternehmen bereits durchgesetzt.
Dennoch hat Facebook einen nicht zu unterschätzenden Wissenstand im Bereich der Vernetzung von Informationen, ganz besonders auf Basis von semantischen Beziehungen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Launch der Collaboration Plattform „Workplace“ den Markt der etablierten Plattformen aufwirbelt. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass hier ein Konkurrent auf den Markt gekommen ist, der eine ernst zunehmende Alternative darstellt.
Zeit also, sich einmal eingehender mit Facebook Workplace zu beschäftigen. Auf Basis der bekannten Informationen möchte ich nun einmal eine kleine Pro/Contra-Liste aufstellen, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Das bietet Facebook Workplace für Unternehmen
Gelebte Mechaniken
Workplace basiert auf dem privaten Facebook und bietet damit alles, was der große Bruder auch ermöglicht. Diese Funktionen haben sich bei Facebook jahrelang bewährt und sind im Laufe der Zeit immer weiter verbessert worden. Damit müssen sich Mitarbeiter in Unternehmen nicht umstellen oder sich neue Funktionen angewöhnen. Es ist alles bekannt, auch das Design und damit entfällt eine umfangreiche Einarbeitung (OnBoarding). Zudem sind Videochats und das Telefonieren via Workplace möglich.
Workplace is a dedicated and secure space for companies to connect, communicate and collaborate. Organizations of all sizes can use familiar Facebook features such as News Feed, groups, messages and events to get things done. There’s no training required.
Performance
Es gibt Workplace nur als Cloud-Variante, welche aber ebenso wie Facebook hochgradig performant sein dürfte. Systemausfälle demnach äußerst selten stattfinden.
Preis
Die Kosten richten sich nach den monatlich aktiven Nutzern und verstehen sich als Monatsgebühr:
- Bis zu 1.000 Mitarbeitern kostet Workplace 3$ pro Nutzer
- Ab 1.001 bis 10.000 noch 2$ pro Nutzer
- ab 10.001 zahlen Unternehmen 1$ pro Nutzer
Technische Details
Es ist technisch ausgereift, verfügt über SingleSingOn (SSO), eine API-Schnittstelle und ist als mobile App für iOS und Android erhältlich.
Kommunikation mit Externen
Die Integration externer Unternehmen, Partner und Dienstleister ist über Gruppen möglich.
Workplace is a separate account that is associated with your company. Rather than having friends as your audience, you create and join groups with your coworkers to be a part of relevant conversations.
Facebook privat und dienstlich
Laut Facebook soll es eine strikte Trennung zwischen dem dienstlichen Account auf Workplace und dem privaten Facebook-Profil geben.
Workplace is a completely separate product from personal Facebook.
You don’t need a personal Facebook account to sign up for Workplace and there are separate websites and apps for both.
(Quelle: Facebook Workplace FAQ)
Ein Video gibt einen ersten Einblick: 3min Tour
Mögliche Nachteile, speziell für deutsche Unternehmen
Generelle Vorbehalte
Es gibt vor allem in Deutschland eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Menschen, die Facebook skeptisch gegenüberstehen und es auch konsequent ablehnen. Diese werden sich sicherlich auch schwer oder gar nicht mit Facebook Workplace anfreunden können.
Anmeldeprozess
Das Anmeldeprozedere ist noch etwas unklar. Derzeit muss man ein Formular ausfüllen und wird dann gebeten, zu warten, bis sich ein Vertriebsteam meldet. Die Zugehörigkeit zu einem registrierten Unternehmen ist für Mitarbeiter bei der Anmeldung Bedingung.
Integration
Ob und wie sich bereits im Unternehmen eingesetzte Systeme wie ein CRM oder ein Projektmanagement-Tool anbinden lassen, ist mir derzeit nicht bekannt.
Datenschutz
Ein großes Manko dürfte das Thema des Datenschutzes sein. Deutsche Unternehmen sind hier an strenge gesetzliche Vorgaben gebunden, was die Speicherung und Verwaltung von Kundendaten anbelangt. Der „EU-US-Privacy Shield“ hat das zwar das „Safe Harbor“ Abkommen beerbt, dennoch ist weiterhin fragwürdig, inwieweit der Transfer von nutzerspezifischen Daten in die USA rechtlich zulässig ist. Daher sind auf Datenschutz bedachte Unternehmen angehalten, inländische Dienste zur Speicherung von Kundendaten zu nutzen.
Fazit
Es ist davon auszugehen, dass Facebook die Besonderheiten des deutschen Marktes bekannt sind und dass hier mittelfristig auch eine Lösung für deutsche Unternehmen angeboten wird. Gleiches hat Microsoft unlängst auch getan, indem es Server in Telekom-Rechenzentren betreibt, um Cloud-Dienste auch hier anbieten zu können.
Die Sicherheitsversprechen von Facebook sind nicht überprüfbar und zukünftige Anpassungen der Richtlinien jederzeit möglich. Man erinnere sich nur an die Anpassung der AGB bei der Facebook-Tochter WhatsApp.
Facebook Workplace stellt derzeit für in Deutschland ansässige Unternehmen, welche auf Datenschutz bedacht sind, keine wirkliche Alternative dar.