Erst vor wenigen Stunden hat Google ein neues Produkt angekündigt: Google Wave. Zunächst als Preview für Entwickler wurde Google Wave von deren Erfindern Lars und Jens Rasmussen vorgestellt, die bereits seit ca. 2 Jahren an wave gearbeitet haben.
Die Blogospäre schreibt und twittert heftig über Wave, kaum einer hat das Tool schon im Einsatz gesehen. (z.B. bei netzwertig und zwei.null) Das, was man aus den ersten Berichten und dem Video von Googles Entwicklerkonferenz herauslesen kann verspricht, dass Wave einen immensen Einfluß gerade im Enterprise 2.o haben wird. Und es stellen sich viele Fragen. Einige möchte ich an dieser Stelle diskutieren.
Was ist bedeutsam an Google Wave?
Wave vereinigt eine große Anzahl von Web 2.0 Ansätzen und Features zu einem offenbar exzellent integrierten Ganzen, inbs. einfachste Erstellung von Nachrichten und Kontent, in-line Kommentare, Instant Messaging, Wiki-funktionalität und eine grafische Oberfläche die sich über Gadgets beliebig erweitern und adaptieren läßt. Kein Wunder, dass Analyst Jeremiah Owyang nicht wirklich begeistert ist.
Die leicht nutzbare Möglichkeit, in zeitgleich Inhalte gemeinsam von mehreren Rechnern und Orten aus zu bearbeiten ist aus meiner Sicht aber besonders hervorzuheben. Für sich genommen sind alle diese Funktionen nicht neu, das integrierte Angebot dagegen schon. Google Wave setzt damit einen neuen Standard im Bereich der Online-Zusammenarbeit.
Über offene Protokolle und APIs will Google erreichen, dass sich weltweit Entwickler an der Erstellung von Erweiterungen beteiligen. Wenn Google die angekündige Open Source Strategie umsetzt, dann ist zu erwarten, dass sich rund um Wave ein eingenes Ökosystem an Produkten und Erweiterungen bilden wird, welches sich gegen die bestehenden Plattformen von Anbietern wie Microsoft und IBM erfolgreich positionieren kann.
Welche Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen ergeben sich?
Wave wird seinen Weg recht schnell in die Unternehmen finden, da anzunehmen ist, dass Google Wave als Ergänzung (oder Kern) der Google Apps Plattform anbieten wird, die bereits heute oft ohne Wissen der IT-Abteilung genutzt werden. Denkbar sind zunächst alle Einsatzszenarien, bei denen Wissensarbeiter inhaltlich zusammenarbeiten oder Inhalte erstellen und die heute z. B. mit Wikis, Blogs und Instant Messaging unterstützt werden. Dazu gehören z. B. Planungs- und Strategieprozesse, Ideenfindung und ggf. Management-Kommunikation, aber auch Kunden- und Partnercommunities und persönliches Wissensmanagement.
Welche Auswirkungen auf den Markt für Social Software wird Google Wave haben?
Aus Wettbewerbssicht ist Wave Google's Frontalangriff auf die großen Plattformanbieter im Bereich Online-Collaboration, also Microsoft und IBM, aber Cisco und andere Anbieter von Social Software Suites. Dies wird zuallererst den Wettbewerb zwischen diesen Playern weiter anheizen.
Darüberhinaus werden viele Softwareanbieter die offenen APIs und Protokolle nutzen, um ihre Softwaretools und Plattform an Google Wave anzubinden oder dorthinein zu integrieren.
Wie sollten Unternehmen auf Google Wave reagieren?
Zunächst einmal gelassen. Forrester Analyst Ted Schadler schreibt in seinem Blog, dass wave vermutlich 2–3 Jahre brauchen wird, um sich zu etablieren. Wenn man bedenkt, dass das Produkt erst im Verlaufe dieses Jahres freigegeben werden wird, ist dies ein realistischer Zeitraum. Folgerichtig sollten bestehende und laufende Investitionen in Enterprise 2.0 Plattformen gesichert und mit Blick auf die angestrebten Ziele konsequent umgesetzt werden. Gleichzeitig sollte der Markt und auch die weitere Entwicklung von Google Wave gut beobachtet werden.
Fazit: Es gibt noch viele offene Fragen.
Mit welchem Geschäftsmodell wird Google das Produkt anbieten? Kostenfreie Nutzung, Premium SaaS, Lizenz oder Appliance – oder alles zusammen?
Wie können organisatorische Strukturen und Berechtigungen abgebildet werden? Wie kann eine Integration in bestehende IT-Infrastrukturen erfolgen? Für welche Anwendungen ist Wave gut oder weniger gut geeignet? Wird die große Flexibilität von Google Wave befreiend wirken oder noch mehr zur Verwirrung und zum Information Overload der Nutzer beitragen?
Mit diesen Fragen werden wir uns in der kommenden Zeit beschäftigen und mit Verfügbarkeit von Google Wave auch über die Möglichkeiten des Unternehmenseinsatzes berichten.
Interesting Analysis (in german) #googlewave: “Google Wave und das Enterprise 2.0″ http://tinyurl.com/ln79j5
This comment was originally posted on Twitter
Tim O'Reilly hat in seinem Blog eine ausführlichere Beschreibung der Features von Wave inkl. Screenshots veröffentlicht.
Meiner Meinung nach bringt Google Wave zwei fundamental wichtige Trends voran:
* Die Benutzerschnittstelle von Wave ist ein leistungsstarkes Mashup, welches über die offenen APIs von einer weltweiten Entwickler-Community angepasst und erweitert werden kann.
* Das Wave Protokoll für die Vernetzung von Waves untereinander und mit anderen Systemen ("federation"), welches auf dem Instant Messaging Protokoll XMPP basiert, kann sich zum Internet- oder auch Industrie-Standard für Messaging ("post-stmp") entwickeln
Die vielen interessanten Features der Benutzerschnittstelle (in-line Kommentare, gemeinsames Editieren, Playback von Änderungen, etc.) werden schnell auch von anderen Herstellern übernommen werden. Es ist anzunehmen, dass Anwendungen aus dem Bereich der "Personal Instant Messenger (PIM)" wie z.B. Microsoft Outlook, Lotus Notes, u.a.m. bald in ähnlicher Weise als Mashup verschiedenster Kommunikationsdienste weiterentwickelt werden, ob nun als Client-Software oder Online Service. Messaging- oder Content-lastige Anwendungen oder Online-Dienste werden bemüht sein, auf Basis der Wave-Protokolle eine Integration in diese Frontends (Wave, Outlook, Notes, Portale) etc. zu erreichen.
Dion Hinchcliffe hat brandaktuell eine detaillierte Analyse zu Google Wave in seinem Blog veröffentlicht und vor allem den potentiellen Einsatz in Unternehmen unter die Lupe genommen. Er ist verhalten optimistisch, vor allem deshalb, weil die Einführung von Social Media Tools wie Wikis und Blogs in Unternehmen auch viele Jahre gedauert hat. Hier seine Kernpunkte für Firmen in Kurzform:
* Wave ersetzt bestehende Collaboration Tools nicht, sondern ergänzt diese weitestgehend
* Enterprise 2.0 wird von Wave gut unterstützt
* Für Wave braucht es neue Protokolle, Server, Datenformate und Client tools
* Waves sind ein natürlicher Integrationspunkt für Enterprise-Dienste, wie z.B. ECM, SOA, Mashup
* Erweiterungen und Plugins werden für eine starke Verbreitung und Nutzung von Waves sorgen
Dion Hinchcliffs Blogbeitrag ist im Original lesenswert.
Eine übersichtliche Beschreibung der Funktionalität von Google Wave findet sich bei Mashable (in Englisch)
Liked “Google Wave und das Enterprise 2.0 | Von Dirk Röhrborn | Google Wave, Trends | Human Network Competence” http://ff.im/-3Ip14
This comment was originally posted on Twitter
Google Wave und das Enterprise 2.0 | Von Dirk Röhrborn http://ff.im/-3IweV
This comment was originally posted on Twitter
Ich und meine erste Welle…
“Die erste Euphorie hat sich gelegt” oder “Ein Selbstgespräch über Google Wave“: wenn man diese ersten Bewertungen liest, könnte man den Eindruck bekommen, dass der Hype bereits vorbei ist. Google Wave wurde am 27…
Einfach drauf los oder erstmal ein Gerüst bauen?…
Eine neue Generation von Web-Anwendungen steht vor der Tür, und deren zentrale Eigenschaften sind Personenzentriertheit und Echtzeitkommunikation. Nach meinen ersten Erfahrungen mit diesen Eigenschaften beim Einstieg in Google Wave wollte ich nun …